Das
Recht auf Boden ist ein Menschenrecht

Köpfe der Bodenreform
Wie wir im Verlauf der Geschichte
sehen können, erwies sich die Einführung des römischen Bodenrechts
in allen Ländern als überaus problematisch. Herausragende Politiker,
Schriftsteller, Philosophen und Ökonomen warnten zu allen Zeiten
vor dieser Trennung zwischen Bevölkerung und ihrem Boden sowie
der Anhäufung von Grundeigentum in wenigen Händen.
Heute werden die Probleme im Zusammenhang
mit dem Bodenbesitz vor allem in den Drittweltländern deutlich.
Präsident Robert Mugabe von Simbabwe begründete die Enteignung
der Grossgrundbesitzer mit den Worten: "Wir nehmen den Engländern
heute, was sie uns vor hundertfünfzig Jahren gestohlen haben."
Die Zappatisten in Mexiko kämpfen mit der Parole "Terra e Libertà"
für eine gerechte Verteilung des Bodens.
Selbst Adam Smith, der Begründer
des Liberalismus, äusserte sich spöttisch über die Grundbesitzer,
die ohne eigene Arbeit zu Reichtum gelangen. Bekannte Autoren
wie John Stuart Mill, Pierre Joseph Proudhon ("Propriété
c'est le vol") und Karl Marx prangerten ebenfalls den Privatgrundbesitz
als Ursache für soziales Elend an.
Folgende herausragende Gestalten
haben uns mit ihren Ideen für eine umfassende Bodenreform den
Weg bereitet:
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Hans
Bernoulli (1876 - 1959)
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International tätiger Schweizer
Architekt, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Städtebauer
berühmt. Er lehrte über Jahrzehnte an der ETH Zürich Architektur
und Städtebau und engagierte sich einige Jahre als Nationalrat
in der Politik.
Als aktiver Vertreter der
Freiwirtschaftsbewegung (siehe dazu Silvio Gesell) war er
überzeugt, dass der Boden keine Handelsware ist und deshalb
nicht der freien Marktwirtschaft unterstellt werden darf.
Er postulierte den Grundsatz "Der Grund und Boden der Stadt,
das Haus dem Privatmann". In der Schweiz ist die Umsetzung
dieser Idee durch das sogenannte "Baurecht" möglich. Das
Institut ist im Zivilgesetzbuch verankert und erlaubt den
Grundeigentümern Boden für eine Zeitspanne von 30 bis maximal
100 Jahren zur privaten Nutzung im Baurecht abzugeben.
Hauptwerk (neben vielen anderen
Publikationen): "Die Stadt und ihr Boden", Verlag
für Architektur Erlenbach-Zürich, 1946
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Adolf Damaschke
(1865 - 1935)
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War ein bedeutender deutscher
Bodenreformer. Die Erkenntnis, dass die Anhäufung von Grundeigentum
in den Händen von Wenigen unmittelbar oder über die Bodenverschuldung
verhängnisvolle Entwicklungen nach sich zieht, brachte ihn
auf die Idee einer notwendigen Bodenreform. In seiner Lehre
erklärte er die Grundrente zum "sozialen Eigentum". Der
private Grundbesitz sollte hoch besteuert werden und als
Grundrente der Allgemeinheit zufliessen.
Damaschkes Anhängern gelang
es in den Zwanzigerjahren, einen Artikel über die Bodenverteilung
und -nutzung in die Verfassung Deutschlands einzubringen.
Der Reformer schuf zudem das "Reichsheimstättegesetz" (1920),
um den zurückkehrenden Soldaten zu einem günstigen Haus
zu verhelfen. Er hatte grossen Einfluss auf die Verwaltung
ehemaliger deutscher Kolonien, vor allem in Namibia und
propagierte die Möglichkeit, staatlichen Boden für siebzig
bis hundert Jahre privat zu nutzen.
Hauptwerk: "Die Bodenreform",
Jena, 1912, 6. Auflage
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Henry George
(1839- 1897)
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Amerikanischer Bodenreformer,
hatte mit seinem Hauptwerk "Fortschritt und Armut"
riesigen Erfolg. Innerhalb weniger Jahre wurde das Buch
in mehr als zehn Sprachen übersetzt.
Henry George liess den Privatgrundbesitz
bestehen. Die Grundrente jedoch sollte durch Besteuerung
für öffentliche Zwecke eingezogen und verstaatlicht werden.
Henry George war überzeugt, dies sei die einzige gerechte
Steuer. Alle anderen Steuern sollten abgeschafft werden.
Aus diesem Ansatz entstand die erfolgreiche "Single Tax"-
Bewegung, die vor allem in Neuseeland und Australien heute
noch viele Anhänger zählt.
Hauptwerk: "Fortschritt
und Armut" (Progress and Poverty), San Francisco, 1879
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Silvio Gesell
(1862 - 1930)
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Deutsch-argentinischer Wirtschaftsreformer,
stiess durch seine Geschäftstätigkeit auf das Geld- und
Währungsproblem. Er entwickelte eine neue Geldtheorie und
veröffentlichte seine Ideen 1891 unter dem Titel "Die
Reformation im Münzwesen als Brücke zum sozialen Staat".
Als Bauer in der französischen
Schweiz entwarf er eine umfassende neue Wirtschaftstheorie:
Der gesamte Grund und Boden mit all seinen Schätzen sollte
gegen Entschädigung verstaatlicht werden, um ihn dem Meistbietenden
langfristig zur privaten Nutzung zu verpachten. Die gewaltige
staatliche Bodenschuld würde mit diesen Pachtgeldern nach
dem Prinzip flexibler Zinssätze verzinst und amortisiert.
Silvio Gesell erwartete, dass die gesamte Bodenschuld durch
die steigende Grundrente und die - dank seiner genialen
Geldreform - sinkenden Zinssätze im Laufe von 30 Jahren
abbezahlt werden könnte. Die dauernd fliessende Grundrente
sollte dann der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Silvio
Gesell schlug vor, sie den Müttern entsprechend der Anzahl
unmündiger Kinder auszubezahlen.
Silvio Gesell wurde zum Begründer
der Freiwirtschaftsbewegung, die zur Zeit der Deflationskrise
in den Dreissigerjahren unter dem Kürzel F F F (Freiland
- Freigeld - Festwährung) in den USA, England, Deutschland,
Österreich, Schweiz und Frankreich viele Anhänger hatte.
Es entstanden mehrere Bodenreformsiedlungen nach den Grundsätzen
von "Freiland" und lokale Geldsysteme nach dem System "Freigeld".
Die Bodenreformsiedlungen bestehen zum Teil heute noch und
lokale Geldsysteme erleben aktuell in allen Teilen der Welt
eine Renaissance.
Hauptwerk (neben unzähligen
Publikationen in spanischer und deutscher Sprache): "Die
Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld",
1916, mehrere Neuauflagen.
Zwischen 1988 und 2000 druckte der Gauke-Verlag Kiel eine
Gesamtausgabe seiner Publikationen, Eingaben und Streitschriften
im Umfang von 18 Bänden.
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Werner Schmid,
Autorenkürzel "WSZ" , (1898 - 1981)
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Schweizer "Politiker aus Leidenschaft",
ist der Verfasser unzähliger Artikel, Schriften und Bücher.
Er kämpfte als äusserst begabter Redner auf Gemeinde- und
Kantonsebene sowie im eidgenössischen Parlament als Nationalrat
für eine freie Wirtschaft, für die feste Kaufkraft des Geldes
und für eine umfassende Bodenreform nach den Ideen von Silvio
Gesell.
Schmids Schrift "Der Schweizer
Boden dem Schweizer Volk", 1956, fand ein grosses Echo
und wurde später unter dem Titel "Auf schwankendem Boden"
einige Male neu aufgelegt.
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Alle erwähnten Bücher und
Schriften zu wirtschaftspolitischen Fragen und zur Freiwirtschaftsbewegung
sind zu finden im:
Schweiz. Wirtschaftsarchiv,
WWZ-Bibliothek, Universität Basel, http://www.ub.unibas.ch/wwz-bibliothek-swa/recherche/weitere-bestaende/freiwirtschaftliche-bibliothek/
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